Das Momentum
- Annika Jarosch
- Nov 27, 2021
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Das Momentum
Es ist still. Die Stille wird durchbrochen von Regentropfen, die auf eine stählerne Platte fallen. Tropf. Tropf. Tropf. Das Tropfen wird zu einem Hämmern. Wie das Hämmern des Herzmuskels gegen den Brustkorb, wenn Ungerechtigkeit geschieht.
Alles ist jetzt. Jetzt ist alles. Vergangenheit. Gegenwart. Zukunft. Alles passiert jetzt und hier. Zeit löst sich auf in der ewig währenden Spirale des Seins. Ein Punkt mitten im Universum. Ein Punkt inmitten des Kosmos. Das Momentum. Der Ort außerhalb der Zeit. Der Ort, wo Illusion auf Realität trifft, die auf Illusion trifft, ständig in Bewegung, ständig in Veränderung. Die Gegenwart ist die Vergangenheit in anderem Gewand. Die Zukunft ist die Gegenwart in anderem Gewand. Die Vergangenheit ist die Schwester der Zukunft, deren Mutter die Gegenwart ist und deren Vater das Momentum ist. Das Momentum ist Gegenwart ist Vergangenheit ist Zukunft. Alles geschieht jetzt. Jetzt geschieht alles. Es ist ein Raum außerhalb der Zeit, der still ist, der leer ist und dennoch gefüllt mit allem. Mit Leben, das in luftleerem Raum hängt und sich zersetzt in Sternenstaub, der im Auge des Betrachters wie ein großer Spiegel wirkt. Dieser Spiegel aus Sternenstaub stellt das Leben dar, das aus der Quelle entspringt. Aus der Quelle allen Seins, aus der Quelle des Nichts, aus der Quelle der Existenz, die sich dreht und gleichzeitig stillsteht. Eine große, runde Ellipse aus Gas, die keinen Anfang und kein Ende hat. Der Spiegel zeigt die Vergangenheit, der Spiegel zeigt die Zukunft. Das Momentum offenbart uns die Weisheit der Gegenwart, in der wir erkennen, dass Vergangenheit und Zukunft im Jetzt passieren, ewig veränderlich, fortwährend wiederholend in der nie endenden Spirale aus Sternenstaub, Zeit und Lebendigkeit. Das Momentum ist zum Greifen nahe und dennoch nicht erreichbar, nicht haltbar, nicht erfassbar mit der begrenzten Vorstellungskraft des Geistes. Jedoch erfahrbar. Flüchtig. Schnell schwindend. Dann wenn wir aufhören zu suchen, festzuhalten, ein Ziel zu erreichen, die Zeit anzuhalten, dann passiert es. Wir sind. Wir leben. Wir sind das Momentum. Wir sind der Spiegel der Quelle allen Seins, der sich auflöst in Abermillionen Sternenstaubpartikeln, die sich selbst erfahren und jedem Einzelnen wiedererkennen. Die Sternstaubpartikeln formen sich zu Tropfen, die wie Regentropfen fallen, in ein weites Meer. Ein Ozean aus Tropfen, die verbunden sind auf ewig. Ein Zuhause für alles Leben, für alle Formen der Liebe.
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