Wenn der Regen nachlässt und die Straßen feucht sind, die Erde matschig und das Gras im Wasser steht, es von den Dächern und den Ästen tropft und der sich klärende Himmel in den Regentropfen gespiegelt wird, kehrt Frieden in die Seele ein. In die Seele der Frau, die mit der Natur und der Mondin verbunden ist. Sie zieht und wringt ihre nasse Kleidung aus und hängt sie über einen Holzbalken neben dem Kamin im Haus. Die matschigen Stiefel säubert sie vor dem Haus mit einem Stück getrocknetem Moos, das die noch feuchte Erde aufnimmt. Die Frau fühlt in den vom Regen gereinigten Raum hinein, atmet die klare Luft ein und lauscht der friedlichen Stille, die sich ausgebreitet hat. Diese friedliche Stille dehnt sich auch in ihrem Herzen aus, das heute besonders schwer war. Sie erhascht mit ihrem Blick in der Ferne einen großen Schatten zwischen zwei Weißdornbüschen. Sie erkennt nicht was oder wer es ist, doch ihr Blick bleibt auf dem Schatten liegen. Sie fühlt hin. Sanftmut, kraftvolle Beine, tiefe Wurzeln und ein warmes, langsam pochendes Herz. Tränen sammeln sich in ihren Augen. Sie fühlt nun in ihr eigenes Herz. Es hämmert gegen ihren Brustkorb. Da ist Frieden und Liebe zwischen so viel Ungewissheit und Traurigkeit. Sie legt ihre Hände auf die nasse Erde und streicht durchs nasse Gras. Da spürt sie eine Feder zwischen ihren Fingern. Sie ist schwarz mit weißen Tupfen. Der Buntspecht hinterlässt sogar jetzt noch seine Spuren. Sie glättet die nassgewordenen Stränge der Feder und steckt sie in die Erde zum kleinen Apfelbaum, den sie im vorletzten Frühherbst gepflanzt hat. Ein kurzer Blick zu den Weißdornbüschen verrät ihr, dass der Schatten noch wie angewurzelt dasteht. Sie lässt sich nochmals von der sanftmütigen Natur des Wesens berühren und die Tränen kullern über ihre von der Kälte rot gewordenen Backen. Sie schließt ihre Augen und der Frieden leert ihren Geist. Es wird dunkel. Sie fühlt sich frei. Plötzlich sieht sie vor ihrem inneren Auge einen Buntspecht vor der dunklen Mondin vorbeifliegen, der während des Fluges eine Feder verliert, die langsam im Schatten der dunklen Mondin auf die Erde hinabsegelt. Doch dann hört sie ein kurzes, tiefes, ihr vertrautes Heulen aus der nahen Ferne. Sie öffnet ihre Augen und noch bevor sie den Blick zu den Weißdornbüschen lenkt, weiß sie, dass der Schatten verschwunden ist. Sie kehrt dem von der dunklen Nacht eingenommenen Wald mit einem milden Lächeln auf ihren Lippen den Rücken. Die Frau betritt nun die warme Stube und summt dabei ein Lied, das ihre Seele wiegt und in ihrem Schoß vibriert. Li Luna do Lapis, la Vida Calmadis.
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