Zu viel
Leise formt er sich. Mein Seelenmantel. Zart und dünn wie ein sanfter Windhauch.
Zart, aber stark. Fest und kräftig. Leuchtend, schimmernd.
Zu viel war ich.
Zu viel bin ich.
Zu laut. Zu leise.
Zu schick. Zu weise.
Ganz unbedacht streifte ihn ab. In jungen Jahren.
Und legte ihn zusammen mit meinen Seelenschätzen im Wald ab.
Legte ihn zu meinen Freunden.
Den Feen und Elfen.
Den Kiefern, Tannen, Fichten und Lärchen.
Ins Moos, ins Gras, tief in die Erde.
Und vergaß.
…
Vergaß.
…
Wie es sich anfühlt zu leben, zu singen, zu tanzen.
Zu feiern, zu genießen.
Was ich will.
Woher ich komm.
…
Die Sehnsucht trieb mich in die Dunkelheit.
In die Arme der Versuchung und Verlockung.
In die Eifersucht, die Gier und den Neid.
Sie trieb mich umher. Ich irrte und hörte
In der Ferne einen wundersamen Gesang.
Er rief mich.
Sie riefen nach mir…meine Freunde.
Immer wieder. Immer lauter.
Bis ich ihn nicht mehr ignorieren konnte.
Den Gesang. Den Sog in den Wald.
In die Wälder.
Weg aus der Anpassung.
Weg aus dem Funktionieren.
Hinaus in die Wälder, in die Nacht,
tanzend mit der Mondin, den Bäumen,
der Natur in voller Pracht.
…
Langsam erinnerte ich mich.
Erinnere ich mich.
Immer mehr. Jeden Tag ein bisschen.
Wo sie liegt, die Seelenhaut.
Mein Seelenmantel. So zart und doch so stark.
Zusammen mit den Seelenschätzen.
Ich spüre sie schon ganz sanft auf meiner Haut.
Schüchtern öffne ich ihr die Tür.
Hab inzwischen selbst Angst vor
Zu viel. Zu laut. Zu leise.
Zu viel. Zu schick. Zu weise.
Doch dann packt mich eine wilde Kraft.
Lebendigkeit.
Feuer.
Energie.
Glitzerstrahlen in meinen Adern und Venen.
Licht. Überall.
Eine Kraft. Sie umarmt meine Schüchternheit.
Sie umarmt meine Gier, meinen Neid.
Meine Angst mit all ihren Masken
Hüllt sie ein ins Licht.
Die Sehnsucht in neuem Gewand.
Der Ruf der Urkraft.
Der Mutter Natur.
Ein lautes Heulen.
Ein Beben.
Es kommt aus dem Wald.
Aus dem Boden…
Aus den Tiefen der Erde.
Stille.
Ich folge. Ich gehe. Ich schreite.
Mal auf vier, mal auf zwei Beinen.
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